ESET Internet Security: Die Antivirus Software im Test

Die slowakische Hauptstadt Bratislawa kennt man nicht gerade als IT-Hochburg. Dennoch gibt es hier einige Antivirus-Pioniere, die es immer wieder schaffen, mit den aktuellen Entwicklungen im Bereich der Malware Schritt zu halten. Hierbei handelt es sich um die Entwickler der Softwarefirma ESET, die bereits seit einigen Jahren ein Begriff für hohe Qualität steht.

Inhalt

    ESET – was ist das?

    Bei ESET handelt es sich um einen slowakischen Software-Entwickler, der auch auf internationaler Ebene zu den führenden Experten in Sachen IT-Sicherheit zählt. Das Portfolio des Unternehmens umfasst Antivirus-Programme für die Betriebssysteme Windows, Android und MacOS. Während für Windows-Rechner die drei Pakete „Smart Security Premium“, „Internet Security“ und „NOD32“ angeboten werden, gibt es für Macs die Schutzsoftware „Cyber Security“ und „Cyber Security Pro“.

    Die Schutzprogramme von ESET bieten dem Anwender eine ganze Reihe von Vorteilen, haben aber naturgemäß auch einige Nachteile. Hier ein Überblick:

    Die Vorteile

    • Die Programme brauchen nur wenig Speicherplatz.
    • Malware wird umfangreich erkannt.
    • Es gibt neben einem Geräte- auch einen Webcam-Schutz.
    • Die Benutzeroberfläche lässt sich einfach und intuitiv bedienen.
    • Die Zahl an Konfigurierungsmöglichkeiten ist hoch.
    • Besonders tiefe Bedrohungen lassen sich mittels eines UEFI-Scanners erkennen.

    Die Nachteile

    • Die Testergebnisse der Prüflabore sind durchwachsen.
    • Es ist kein Passwort-Manager integriert.
    • Das Design wirkt ein wenig altbacken.
    • Der Kinderschutz ist nicht sonderlich ausgefeilt.

    Die Einrichtung und die Bedienung

    Der Download und die Installation der Schutzsoftware ESET Smart Security dauern etwa eine Minute, wobei im Vorfeld nur wenige Konfigurationen möglich sind.

    Beispielsweise kann der Anwender auswählen, ob er die zusätzliche Funktion Live Grid aktiviert. Diese Funktion ermöglicht es, weltweit Informationen über Bedrohungen von anderen Usern zu sammeln. Dafür bringt das Programm auch keine unnötige Bloatware auf den Rechner und der Anwender kann zusätzliche Funktionen wie die Kindersicherung oder einen Passwort Manager nach der Installation installieren.

    Sobald die Installation abgeschlossen ist, führt Smart Security einen Erstscan durch, um die aktuelle Bedrohungslage zu ermitteln. Dies ist keinesfalls ein schneller Scan, sondern sämtliche auf dem Rechner befindlichen Dateien werden umfangreich analysiert. Dieser Scan nimmt einige Zeit in Anspruch, kann jedoch auch im Hintergrund laufen. Ferner kann der Anwender festlegen, ob der Rechner nach dem Scan in den Ruhezustand versetzt oder heruntergefahren werden soll.

    Gestaltet ist die Benutzeroberfläche denkbar einfach. Angezeigt wird dort lediglich der aktuelle Sicherheitsstatus sowie eine Auswahl an wichtigen Funktionen und Infos zur Lizenz und zum jüngsten Update. Das Hauptmenü, welches sich auf der linken Seite befindet, führt den Anwender zu den weiteren Funktionen. Direkt neben der Startseite befindet sich eine Unterseite, in dem Scans, Tools, Einstellungen, Update-Informationen sowie Hilfe und Support angezeigt werden. Im Bereich der Tools können die übrigen Funktionen über ein Untermenü angewählt werden.

    • Echtzeitschutz-Optionen sowie andere Features werden im Einstellungs-Menü angezeigt. Dort kann der Anwender die verschiedenen Schutzmodi ein- und ausschalten. Somit erweist sich ESET Smart Security als äußerst smart in der Bedienung und überzeugt durch eine einfache Navigation.

    Die Funktionen

    Angeboten wird ESET Antivirus für das Betriebssystem insgesamt in drei Tarifen, die sich hinsichtlich der Zahl der Features unterscheiden. Es handelt sich dabei um NOID 32 Antivirus, Internet Security sowie Smart Security Premium.

    Die Features in den verschiedenen Tarifen

    • Zu den wichtigsten Bestandteilen von Antiviren-Programmen gehört der manuelle Scan. Auf ein konventionelles Quick-Scan-Feature verzichtet ESET. In den Einstellungen kann der Anwender in den benutzerdefinierten Scans aber verschiedene Scan-Profile auswählen. Ferner ist es möglich, Wechselmedien wie DVDs und USB-Geräte zu scannen oder Scans zu wiederholen.
    • Der Echtzeitschutz kann in den Einstellungen konfiguriert werden. Hier kann dieser Schutz aktiviert und deaktiviert werden, der Anwender kann darüber hinaus auch detailliert festlegen, welche Datenträger er bei welchen Aktionen scannen möchte. Bestimmte Prozesse können ferner manuell vom Scan ausgeschlossen werden.
    • Der Ransomware Shield, ein Ransomware-Schutz ist bei Windows in allen Tarifen von ESET verfügbar. Dieser verhindert, dass die Dateien auf dem Rechner von Viren und anderer Malware verändert werden oder der Anwender ein Opfer von Erpressungstrojanern wird, durch welche die Daten auf dem Rechner in Geiselhaft genommen werden. Ebenso ist in allen Versionen Anti-Phishing, welches für die Blockade von betrügerischen Webseiten sorgt, enthalten.
    • Gleiches gilt für den Web- und den E-Mail-Schutz. Auch hier ist es dem Anwender möglich, zusätzliche Konfigurationen vorzunehmen. Beispielsweise kann er festlegen, wie hoch die Säuberungsstufe ist und welche Objekte gescannt werden. Hier sind die Möglichkeiten zur Konfiguration äußerst detailliert und vielfältig. Jedoch verliert der Anwender in den zahlreichen Untermenüs schnell die Übersicht. Diese Möglichkeiten sind aber ein reiner Bonus, es reicht in aller Regel völlig aus, diese Module ein- und auszuschalten.
    • Ferner ist in sämtlichen Versionen des Programms ein Gamer-Modus enthalten, durch welchen die Performance des Rechners verbessert wird, wenn eine Anwendung im Vollbildschirm-Modus läuft. Darüber hinaus gibt es einen UEFI-Scanner. Dieser sucht nach Bedrohungen, die tief im Rechner versteckt sind. Eine Überprüfung durch diesen Scanner folgt bereits vor dem Windows Boot, damit auch Malware erkannt wird, welche sich tief unter der Oberfläche befindet.
    Etwas komplizierter ist es dagegen, einen Scan-Zeitplan zu erstellen. Einen entsprechenden Taskplaner, mit dessen Hilfe es möglich ist, die Scans innerhalb einer bestimmten zeitlichen Abfolge zu planen, finden Anwender unter den weiteren Tools. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht allzu logisch erscheint, dass sich diese Option nicht im Scan-Menü befindet, lohnt sich dieser Umweg dank der erweiterten Funktionalität, die der Taskplaner bietet. Denn hier lassen sich auch weitere Ereignisse planen. Wie etwa die Ausführung von externen Anwendungen oder die Überprüfung von Systemstartdateien. Diese können sogar an bestimmte Ereignisse geknüpft werden.

    Der Tarif „Internet Security“ und die Features

    Weitere Features stehen bei ESET erst ab dem Tarif Internet Security bereit.

    • Zu diesen Funktionen gehören beispielsweise das sichere Banking und das Bezahlen mittels eines integrierten ESET-Browsers. Dieser sorgt sowohl beim Online-Banking als auch bei sonstigen Transaktionen im Netz für einen wesentlich besseren Schutz persönlicher Daten als ein konventioneller Browser. Der Anwender kann in den erweiterten Einstellungen festlegen, welche Webseiten in diesem gesicherten Browser automatisch geöffnet werden sollen, und wann das Programm besser nachfragen soll, ob die Seite wirklich geöffnet werden soll. Bank-Webseiten werden – anders als beispielsweise bei Kaspersky – allerdings nicht erkannt.
    • Integriert ist außerdem eine Firewall, welche sich präziser konfigurieren lässt. So ist es möglich, unterschiedliche Filtermodi auszuwählen, unterschiedliche Firewall-Profile anzulegen und Regeln individuell zu erstellen. Der integrierte Spam-Schutz sorgt dafür, dass Spam-Mails automatisch erkannt und gelöscht werden. Zudem gibt es einem Webcam-Schutz, der erkennt, welche Programme Zugriff auf die Webcam haben. Unerwünschte Besucher werden daraufhin blockiert.
    • Des Weiteren bietet ESET ein weiteres Feature an welches bei anderen Antivirus-Programmen lediglich für Mobilgeräte angeboten wird: den Diebstahl-Schutz namens My ESET-Konto. Kommt ein Gerät abhanden, kann es per GPS geortet werden, Schnappschüsse vom Bildschirm schießen oder auch mit Hilfe der Webcam den Dieb fotografieren. Mit diesem Feature wird auch die Kindersicherung gesteuert, mit deren Hilfe Eltern die Aktivitäten ihrer Kinder im Netz einschränken oder steuern können.
    ESET Internet SecurityEin solider Antivirus mit Zusatzfunktionen!Zum Anbieter
    ESET logo
    • Starker Virenscanner: Umfangreiche Erkennung von Malware
    • Intuitive Benutzeroberfläche: Einfache Bedienung selbst für Anfänger
    • Umfangreiche Konfigurierungsmöglichkeiten: Zahlreiche individuelle Einstellungen möglich
    • Absolute Sicherheit: Geräte- und Webcam-Schutz

    Smart Security Premium

    • Smart Security Premium ist der teuerste Tarif von ESET und bietet zusätzlich das Feature Secure Data sowie einen Passwort Manager. Secure Data macht es möglich, auf Wechseldatenträgern verschlüsselte Verzeichnisse mit Hilfe eines zertifizierten Verschlüsselungsalgorithmus zu erstellen. Der Passwort Manager ist eine lizenzierte Version des Passwort Managers Sticky Password, der im Test überzeugt. Diese Bundle-Version enthält allerdings nicht sämtliche Premium-Features.
    Was fehlt ist beispielsweise ein Datei-Shredder, mit dessen Hilfe sich Dateien komplett von den Geräten löschen lassen. Der teuerste Tarif könnte also durchaus ein wenig mehr Features vertragen.

    Die mobilen Features

    ESET Mobile Security wird grundsätzlich kostenlos angeboten.

    • Jedoch gibt es auch hier einen Premium-Tarif, der weitere Features enthält, beispielsweise manuelle Virenscans, die der Anwender auch zeitlich planen kann. Ferner kann der Besitzer einstellen, dass das Handy automatisch geprüft wird, wenn es geladen wird. Diese Funktion ist äußerst praktisch für Anwender, die automatisierte Vorgänge zu schätze wissen. Denn derartige Konfigurationen werden in mobilen Antivirus-Versionen nicht allzu oft angeboten.
    • Die kostenlose Version bietet neben dem Echtzeitschutz auch einige Anti-Diebstahl-Maßnahmen. So kann der Anwender von seinem My ESET-Account aus das Mobiltelefon sperren oder eine Sirene einschalten. Wer proaktive Anti-Diebstahl-Maßnahmen bevorzugt, braucht jedoch die Premium-Version. Hier ist es beispielsweise möglich, ein Gerät zu sperren, wenn eine neue SIM-Karte eingelegt wird, die nicht vertrauenswürdig erscheint. In diesem Fall wird zugleich eine SMS-Warnmeldung an eine alternative Telefonnummer abgeschickt. Diese enthält auch Daten zur fremden SIM inklusive der Telefonnummer. Darüber hinaus ist eine Ortung per GPS sowie eine Löschung der gespeicherten Daten möglich.
    • Abgerundet wird das Angebot durch eine App-Sperre. Ausgewählte Anwendungen können auf dem Mobiltelefon mittels eines Fingerabdrucks oder eines PIN-Codes vor fremden Blicken zu schützen. Versucht jemand, das Gerät zu entsperren, ist es ferner möglich, ein Foto von dieser Person zu machen.
    • Ferner hat der Anwender die Möglichkeit, sein Netzwerk zu Scannen und dabei sein Netzwerk dahingehend zu überprüfen, ob es Schwachstellen oder Bedrohungen gibt. Die Anwendungsberechtigungen der installierten Apps kann er mit dem Sicherheits-Audit verwalten und gegebenenfalls auch einschränken.
    Ganz so gelungen wie die Anwendung für Desktop-PCs ist die mobile Anwendung nicht. Das liegt jedoch in erster Linie daran, dass sich auf der mobilen Benutzeroberfläche die Features schlechter in den Hintergrund rücken lassen, wodurch alles ein wenig unübersichtlicher wird.

    Der Schutz und die Performance

    Getestet werden der Schutz und die Performance von den Prüflaboren AV-Comparatives und AV-Test. Für beide Teilbereiche vergeben diese separate Noten. Bezüglich der ESET-Programme gibt es bei beiden Prüflaboren aber keine einheitliche Übereinstimmung.

    • So erreichten diese beim jüngsten AV-Test aus dem Dezember 2017 bezüglich der Schutzwirkung noch 5,5 von sechs Punkten.
    • Wesentlich schlechter schnitten die Programme beim Test von AV-Comparatives zwischen Juli und Oktober 2019 ab. Denn hier lag die Nichterkennungsrate bei 1,6 Prozent, sodass das Programm lediglich einen von drei Sternen erhielt.
    • Höchst unterschiedlich sind auch die Ergebnisse bei der Leistung. So landete ESET hier bei AV-Comparatives den ersten Platz und hängte selbst Größen wie Avast, Kaspersky und McAfee ab.
    • AV-Test vergibt bei der Leistung hingegen nur vier von sechs möglichen Punkten.

    Der Support bei ESET

    Den Support von ESET erreichen Anwender von Desktop-Anwendungen ganz einfach über das Hauptmenü. Dort befinden sich Links zur deutschen Hilfeseite und zur Knowledgebase, wo auch Video-Tutorials abgelegt sind. Die Knowledgebase lässt sich allerdings lediglich über die Suchfunktion durchsuchen und eine Auflistung der Themen fehlt völlig. Ergänzt wird der Support durch ein vergleichsweise aktives Forum.

    Direkt erreichen können Anwender die Support-Mitarbeiter lediglich über ein Support-Ticket, um zum entsprechenden Formular zu gelangen, müssen sie sich erst durch eine Reihe von FAQs klicken. Ferner steht ein Live-Chat zur Verfügung, in welchem montags bis freitags die Fragen täglich elf Stunden lang binnen kürzester Zeit beantwortet werden. Zwar fehlt eine Hotline, jedoch ist der Support bei ESET besser als bei vielen anderen Antivirus-Anbietern.

    Die Preisgestaltung bei ESET

    Angeboten werden die Schutzprogramme von ESET für MacOS in zwei Tarifen, für Windows in drei. Entscheidet sich der Anwender für ein Abo kann er auch die Zahl der Geräte sowie die Abo-Dauer festlegen. Gegebenenfalls gibt s hier auch noch einen zusätzlichen Rabatt.

    Für Android-Handys wird lediglich ein Tarif angeboten, dafür wird hier als zusätzliches Produkt eine Kindersicherung angeboten. Die Tarife für Business-Kunden unterscheiden sich von jenen für Privatkunden, diese sind dafür an die jeweilige Betriebsgröße gekoppelt.

    Fazit

    Die Desktop-Anwendungen von ESET zählen zu den besten, die auf dem Markt erhältlich sind. Amateure können sie intuitiv bedienen, jedoch bieten sie auch ein ordentliches Maß an Komplexität für Bastler. Positiv fällt auf, dass die Standard-Funktionen größtenteils abgedeckt werden und zahlreiche Features wie beispielsweise der UEFI-Scanner bereit stehen.

    Angesichts dieser Vielfalt enttäuschen die Laborergebnisse etwas. Weil dieses Bild unstimmig ist, lässt sich ESET also nicht in die Reihe der großen Namen bezüglich der IT-Sicherheit einordnen. Nimmt ein Anwender jedoch eine überdurchschnittlich hohe Nichterkennungsrate in Kauf, erhält er ein durchaus gelungenes Produkt mit zahlreichen Möglichkeiten und Funktionen.

    Über Jasmin Fuchs

    Jasmin Fuchs ist studierte Sprachwissenschaftlerin mit einer Ausbildung in Informationstechnologie und IT-Management.