Ohne Zweifel darf man den Hersteller Cherry als führenden Anbieter von Eingabegeräten bezeichnen. Für Spieler ist Cherry ebenfalls ein Begriff, liefert das Unternehmen doch die auf dem Markt beliebtesten mechanischen Schalter. Die Cherry-MX-Switches kommen fast in jedem hochwertigen Gaming-Keyboard zum Einsatz. Doch der Tastaturspezialist geht heute einen Schritt weiter. Mit der Präsentation des Cherry MX-Boards 6.0 führt man erstmals die RealKey-Technologie ein. Unser Test klärt, um was es sich handelt.
Intro
Im Markt von Gaming-Mäusen oder Gaming-Keyboards ist Cherry nur bedingt ein Begriff. Der Hersteller entwickelt und baut solche Geräte vorrangig für den Büro-Einsatz. Puristen im Tastaturbereich haben die Cherry MX-3.0-Tastatur schätzen gelernt, bietet sie doch einerseits die begehrten Cherry-MX-Taster und zum anderen einen sagenhaft günstigen Preis für eine Tastatur mit solchen Schaltern. Auf der Sollseite fehlen diesen Cherry-Tastaturen weitere Optionen wie ein komplettes N-Key-Rollover (NKRO), Anti-Ghosting oder aber eine spezielle Software, welche Makros erlaubt.
An diesem Punkt kommen die Hersteller von Gaming-Peripherie zum Einsatz. Diese bieten Tastaturen mit mechanischen Cherry-MX-Schaltern an, die aber eben über Weiterentwicklungen ein komplettes NKRO oder zusätzliche Software-Optionen bieten. Dabei muss man allerdings eines klarstellen: Hersteller wie ASUS, CoolerMaster, Gigabyte (Aorus), Razer und Zowie (beispielhafte Aufzählung) stellen solche Produkte meist nicht selbst her, sondern lassen fertigen und bringen lediglich ihre Ideen ein.
Bei Cherry sieht das anders aus. Hier gibt es die Ideen, danach die eigene Fertigung. Nach den MX-Tastern selbst folgten im letzten Jahr die MX-RGB-Taster, die bis Ende 2014 ausschließlich Corsair verwenden durfte. Inzwischen verkauft Cherry diese beleuchteten Schalter auch an andere Partner, und sie finden regen Absatz. Der nächste Schritt in der Entwicklung präsentiert sich heute mit Cherrys RealKey-Technologie.
Und die gibt es erst einmal nur und ausschließlich von Cherry, und zwar beim MX-Board 6.0. Damit betritt der Hersteller sogleich auch die Spielwiese der teuren Anbieter von Tastaturen und wildert erstmals in sehr hohen Preisbereichen. Ansprechen soll die Technik vorrangig Spieler – der Office-Kunde dürfte nicht im Ansatz zur Zielgruppe gehören. Was sich hinter dem MX-Board 6.0 und der RealKey-Technik verbirgt, das klären unsere folgenden Seiten.
Lesezeichen:
Technik
- Cherry MX-Switches
- Buckling Spring-Taster
- Topre-Taster
- Kalih-Taster
- Tastenkappen
- Ghosting und N-Key-RolloverGaming-Tastaturen
- Aorus Thunder K7
- CM Nova Touch TKL
- SteelSeries Apex
- Tt eSports Poseidon Z Illuminated
- Razer BlackWidow Altimate
- Ozone Strike Battle
- OZONE Strike Pro
- CMStorm Trigger Z
- Corsair Raptor K40
- Cooler Master CM Storm Quickfire XT
- Corsair Vengeance K65
- Corsair Vengeance K70
- ZOWIE CELERITAS
- Tesoro DURANDAL ULTIMATE
- QPAD MK-Tastaturen
- CMStorm Trigger
- Sharkoon Skiller
- Tt eSPORTS Meka G-Unit
Technik
Technisch bedingt sind USB-Tastaturen an verschiedenen Punkten aufgrund ihrer typischen Umsetzung eingeschränkt. Dies bezieht Cherry allerdings auf übliche Tastaturen, wie es sie in Massen auf dem Markt gibt. Die Einschränkungen, welche der Hersteller nennt, beziehen sich dabei vorrangig auf die schon häufig beschriebenen Dinge wie N-Key-Rollover (NKRO) und Anti-Ghosting, aber auch auf die Reaktionszeiten, welche eine Tastatur bieten kann.
Cherrys MX-Board 6.0 soll durch die RealKey-Technik damit nicht nur die erste Tastatur sein, welche nicht unter Ghosting leidet und vollständiges N-Key-Rollover bietet, sondern zudem auch das einzige Keyboard sein, welches mit einer Reaktionszeit von lediglich einer Millisekunde auskommt – dagegen stellt man das durchschnittliche Modell, bei welchem der Hersteller eine Reaktionszeit von 20 ms nennt.
Das wirft Fragen auf, doch gehen wir dies Schritt für Schritt an.
Ghosting und NKRO
Oha – ein Geist in der Tastatur?
Ein grundlegendes Problem bei der Einführung von Tastaturen mit USB-Anschluss ist das Phänomen, das sich Ghosting nennt. Unter diesem Begriff versteht man allgemein, dass nach einer bestimmten Kombination aus gedrückten Tasten eine Taste auf dem Bildschirm als gedrückt angezeigt wird, welche nicht gedrückt wurde, oder aber dass eine gedrückte Taste auf dem Bildschirm nicht erkannt wird. Diese Taste nennt man dann einen Geist – auf Englisch eben „Ghost“.
Ein beliebtes Beispiel dafür ist Folgendes: Ihr spielt etwa einen Shooter und drückt nun im Eifer des Gefechts die Tasten W, D und S. Nun versucht ihr, eine Aktion mittels der E-Taste auszuführen, doch diese reagiert nicht.
Die Ursache
Dies liegt meist an der Bauart der Tastatur. Jede Taste auf der USB-Tastatur ist Gitternetz-artig und in Blöcken mit dem Micro-Controller der Tastatur verbunden. Um zuordnen zu können, woher genau das Signal kommt, wird das Gitternetz in Spalten und Reihen unterteilt. Beim Drücken eines Knopfes bekommt der Chip in der Tastatur zwei Signale: eines aus einer Spalte und eines aus einer Reihe dieses Gitternetzes. Man kann sich dies leicht mit dem Prinzip des Spieles „Schiffe versenken“ klarmachen – Schuss auf D8. Wenn aber alles so exakt wie bei „Schiffe versenken“ wäre, gäbe es das Ghosting-Problem eben nicht. So sind hauptsächlich günstige Konstellationen verantwortlich für die Problematik.
Die dargestellten Tastenkombinationen stellen für den einfachen Controller damit noch kein echtes Problem dar. Sie lassen sich durch die klar definierten Reihen und Spalten identifizieren und darstellen. Problematisch wird es dann allerdings, wenn man in einen zusammenhängenden Viererblock wechselt.
Dadurch, dass Spalte und Zeile von unterschiedlichen Signalen in einem Block gleich dreimal belegt werden, werden normale Tastatur-Controller nun hilflos, weil sie die eindeutige Zuordnung nicht mehr durchführen können. Separate Leiterbahnen und Dioden könnten hier Abhilfe schaffen, doch wir sprechen eben von zusätzlichen Investitionen, welche auf dem Massenmarkt nicht üblich sind und auch künftig nicht anzutreffen sein werden – oder eben nur gegen Aufpreis!
Ein Büro-Anwender wird eher selten in diese Problemlage kommen, und von daher ist der Massenmarkt bei der Problembeschreibung außen vor. Ein Spieler kann aber sehr wohl in diese Konstellationen geraten, weshalb eben Gaming-Tastaturen an diesem Punkt Abhilfe schaffen wollen und auch müssen.
Präventivmittel: N-Key-Rollover
N-Key-Rollover – in der Abkürzung häufig als NKRO anzutreffen – bedeutet, dass jede Taste und Tastenkombination auf einer Tastatur gedrückt werden kann und richtig erkannt wird. Dieses Feature wird oft auch schlicht als „Anti-Ghosting“ beworben. Oft jedoch wird bei dieser Technik nur eine bestimmte Anzahl an Tasten gegen das Problem abgesichert. Typisch sind drei Tasten („3-Key-Rollover“) oder sechs Tasten („6-Key-Rollover“). Letzteres ist leider auch dadurch bedingt, dass ein USB-Tastatur-Controller nur maximal sechs Tasten gleichzeitig erfassen kann.
Aus diesem Blickpunkt würde streng genommen nur der Weg bleiben, dass man mehrere Tastatur-Controller gleichzeitig in den Einsatz schickt. Oder vielleicht eben auch nicht! Der angesprochene Weg wäre denkbar, aber eben teuer, weshalb die Hersteller teils auch andere Wege einschlagen. Wie uns beispielsweise Aorus erklärte, unterstützt man vollständiges NKRO, allerdings über Eingriffe mittels Firmware-Programmierung. Hier stellt sich natürlich ein gewisser Overhead ein, welcher die eindeutige Zuordnung von Tastensignalen erschwert und verlangsamt. An diesem Spiel schickt Cherry RealKey ins Rennen.
Cherry RealKey-Technologie
Und wie bereits zuvor beschrieben, löst Cherry das Problem in aufwendiger Bauweise, denn nun erhält jede Taste eine eigene Leiterbahn, welche an einen speziellen Controller angeschlossen wird, so dass ein immer eindeutiges Signal bei der Übertragung zum Einsatz kommt.
Wir hatten bereits Tastaturen im Test, welche ebenfalls vollständiges NKRO geboten hatten. Die Hersteller haben uns auf Rückfrage allerdings bestätigt, dass man keinen speziellen Controller-Chip verwende, sondern Überarbeitungen in der Firmware vorgenommen habe, welche die Option letztlich ermöglichten.
Mit der RK-Technik erreicht Cherry aber einen weiteren Erfolg, denn der gesamte Overhead im Verwaltungsaufwand, vom Drücken des Tasters über die Identifizierung mittels des Mikroprozessors bis hin zur Signalweitergabe und schließlich Ausgabe auf dem heimischen PC, wird eliminiert. Von insgesamt nur 1 Millisekunde spricht Cherry; 20 Millisekunden sollen es bei „anderen“ Tastaturen sein.
Unsere gezielten Nachfragen, auf welche Tastaturen sich diese Angabe bezieht, bestätigte man uns, dass es sich um handelsübliche Modelle handle. Der unmittelbare Vergleich zu Topmodellen auf dem Markt und den dortigen Umsetzungen wurde also nicht gezogen. Cherry erklärte uns aber weiterhin, dass die interne Abtastrate für Tastatursignaleingaben zum Mikroprozessor bei hohen 2.400 Hz liege und dass eben hierbei nicht mehr auf eine Auswertung und eindeutige Zuordnung der Taste mittels interner Firmware gewartet werden müsse. Alleine das erspare ein erhebliches Potenzial bei der Reaktionszeit.
Die Anbindung der USB-Tastatur an den PC mittels USB ist üblich. Aus den Dokumenten, die Cherry zur Verfügung gestellt hat, ist nicht abzuleiten, mit welcher Abtastrate hier gearbeitet wird. Typisch für Office-gebundene USB-Tastaturen sind 125 Hz, was zirka 8 Millisekunden Verzögerung entspricht. Typische Gaming-Tastaturen arbeiten allerdings mit 1.000 Hz, was einer Reaktionszeit von lediglich 1 Millisekunde entspricht. Auf Nachfrage teilte uns Cherry mit, dass auch diese Abtastrate bei 1.000 Hz liege, so dass es auch hier bei 1 Millisekunde Verzögerungszeit bleibt.
Man darf aber beispielsweise Cherrys eigene Angabe von bis zu beziehungsweise unter 5 Millisekunden Verzögerungszeit durch den MX-Switch nicht vergessen. Damit bliebe die von Cherry genannte Reaktionszeit des MX-Boards 6.0 von 1 Millisekunde schlicht hinter den eigenen Möglichkeiten. Dazu gibt es bislang kein offizielles Statement des Herstellers. Telefonisch teilte man uns auf Anfrage mit, dass die Reaktionszeit der MX-Taster mit unter 5 Millisekunden genannt würde – man geht hier aber üblicherweise von 1 Millisekunde aus.
Egal, wie schön wir uns die RealKey-Technik auch reden: addieren wir alle möglichen Komponenten und Faktoren zusammen, wird in der Praxis eine wirkliche Reaktionszeit von lediglich 1 Millisekunde vom Zeitpunkt der Tastatureingabe über die Umsetzung und Weiterleitung durch den integrierten Controllerchip bis hin zur PC-Ausgabe wohl nicht zu halten sein.
Fakt bleibt aber auch, dass RealKey definitiv auf dem Papier Vorteile hat, welche wir in der Praxis aber leider nicht festmachen konnten. Hier waren wir subjektiv nicht in der Lage auszumachen, dass das MX-Board 6.0 tatsächlich eine schnellere Reaktionszeit bietet – weder im Office-Einsatz noch in Spielen. Gefühlt verhielt sich die Tastatur nicht schlechter oder besser als eine hochwertige Spielertastatur aus anderem Hause mit einer USB-Polling-Rate von 1.000 Hz.
Der Testkandidat im Überblick
Eckdaten und Lieferumfang
Die Tastatur kommt ohne großartig viel Schnickschnack an, dafür aber anständig verpackt. Neben dem Keyboard selbst liegen die abnehmbare Handballenauflage, eine mehrsprachige Bedienungsanleitung und eine Hülle für das Board aus Stoff bei. Auf unnütze Aufkleber hat Cherry ebenso verzichtet wie auf Software. Klares Statement von Cherry uns gegenüber: Wir machen Hardware!
- Mechanische Tasten (Cherry MX-Red)
- 482 x 237 x 70 mm (Breite/Tiefe/Höhe)
- ca. 1.350 Gramm
- USB-2.0-Anschluss, Kabellänge ca. 2 m
- mittleres Layout
- silberne Aluminiumhülle mit schwarzen Tasten
- maximale USB-Abtastrate von 2.400 Hz
- Rote LEDs (Hintergrundbeleuchtung)
- Cherry-Logo-Button (Win-Key-Sperre)
- N-Key-Rollover-Funktion
- FN-Taste
- Multimedia-Tasten
- mehrsprachige Einleitung
- abnehmbare Handballenauflage mit Magnetverschluss
- Tastaturhülle aus Stoff
Die beiliegende Anleitung ist achtsprachig und beschreibt detailliert die Tastatur und ihre Funktionen. Auch Pflegetipps und Warnungen sind erhalten. Zudem wird erklärt, wie man die Firmware aktualisiert. Dazu muss man auf der Webseite von Cherry in das Menü „Hilfe & Support“ gehen und kann dann dort über „Downloads“ sein Produkt auswählen, um an die aktuellste Firmware zu gelangen. Dieses Vorgehen ist lobenswert, betrachtet man sich den Lieferumfang der Konkurrenten wie beispielsweise bei der Ozone Strike Battle.
Erste Inbetriebnahme
Die Installation von Cherrys neuestem Keyboard verläuft mehr als problemlos: Für einen problemlosen Aufbau hat Cherry an der Unterseite der Tastatur eine Kabelführung angebracht, sodass das Kabel mittig, rechts oder links das Board verlässt. Nach Anschluss des vergoldeten Steckers an einen normalen USB-2.0-Port ist das Keyboard dann auch umgehend einsatzbereit. Eine Software ist nicht erforderlich, allerdings auch nicht erhältlich.
Impressionen
Das Board macht einen sehr hochwertigen und gleichzeitig schlichten Eindruck. Das Aluminiumgehäuse wirkt edel, das Gesamtpaket jedoch recht schwer. Geschuldet wird dies dem Alugehäuse und natürlich den beleuchteten mechanischen MX-Tastern. Da diese Tastatur aber eher nicht für den mobilen Einsatz gedacht ist, wird das wohl kaum einen stören. Das Material selbst wirkt erstklassig verarbeitet, nur die schwarzen Tastenkappen an sich sind etwas locker angebracht. Grobmotorikern könnte es im Betrieb gelingen, durch Unterfassen mit zu langen Fingernägeln eine Tastenkappe zu lösen.
Trotz der Schlichtheit des Haupt-Boards wirkt die Handballenauflage ein wenig verspielt. Auf dieser ist schräg vielfach „MX“ eingestampft. Die Auflage selbst ist gummiert und macht auf den ersten Blick einen ebenso hochwertigen, in der Praxis auch sehr griffigen Eindruck. Das System per Magnetverschluss ist gut gelungen, und die Auflage lässt sich bei Bedarf (beispielsweise aus Platzgründen) wunderbar schnell entfernen. Nach nur kurzer Zeit enthüllen sich jedoch erste Makel.
Die Gummierung sorgt gleichzeitig für eine extrem hohe Schmutzanfälligkeit. Hausstaub wird praktisch von der Handballenauflage magisch angezogen und schon nach einem Betrieb von nur 24 Stunden sieht sie schlicht verdreckt aus. Die Reinigung mit Wasser und feuchten Tüchern ist dann erforderlich. Zudem hinterlässt die magnetische Verschlussvorrichtung der Auflage zur Tastatur bei häufigerem Ab- und Anbringen Kratzer an der Aluminiumvorderseite des Keyboards.
Das Kabel der Tastatur ist zwei Meter lang, gut ummantelt und kann – wie bereits erwähnt – auf der Rückseite über Kabelkanäle entsprechend den Ansprüchen des Nutzers verlegt werden. Auf der Rückseite selbst finden sich sonst kaum Besonderheiten – Übliches eben. Am unteren Ende sitzen zwei gummierte Füße, welche einen sicheren, rutschfesten Stand bieten, am oberen Ende sind zwei ausklappbare Plastikfüße mit Gummierungen angebracht, um den Neigungswinkel verändern zu können. Von den zwei Magnetstreifen an der Tastaturfront sollte man sich mit Speichermedien oder mechanischen Uhren fernhalten, warnt auch die Bedienungsanleitung.
Praxiseinsatz
Sonderfunktionen
Ein Blick in die Anleitung verrät auch gleich alles für den Anwender Wissenswerte. Das MX-Board 6.0 verfügt über die hauseigenen roten Cherry-MX-Schalter, vier Sondertasten sowie eine FN-Taste und damit einhergehend über doppelt belegte Tasten. Die rot beleuchteten Tasten lassen sich heller oder dunkler oder auf Wunsch auch ausschalten. Dies sowie die Lautstärkeregelung lassen sich über die FN-Taste tätigen.
Wer diese aber nicht immer drücken will, um an die Media-Taster ranzukommen, kann sich der Kombination STRG-FN bedienen. Dann leuchtet die besagte Taste blau auf und ist dauerhaft aktiv. Oberhalb des Nummernblocks findet sich der Cherry-Button, welcher die Windows-Key-Sperre aktiviert. Daneben sind drei Multimedia-Tasten angeordnet, um Tracks anzuhalten und zwischen einzelnen Titeln durchzuschalten.
Cherry MX-Red mit Beleuchtung
Erst einmal wird es das MX-Board 6.0 hierzulande nur mit Cherry-MX-Red-Switches, also roter Beleuchtung geben. Auf Rückfrage bestätigte man uns, dass man Alternativen aktuell überdenke, diese aber an länderspezifische Vorlieben festmache. Ein Angebot des Keyboards mit Black-Switches für den asiatischen Raum sei ebenso denkbar wie ein taktiler Switch à la Cherry MX-Brown oder -Blue für den deutschen Markt. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.
So bleibt es in der Praxis beim gewohnten Gefühl, das der MX-Red-Taster gibt. Es handelt sich um einen linearen Taster ohne Klickpunkt als Feedback, welcher einen Druckweg von zirka 4 mm bietet, aber bereits nach 2 mm auslöst. Der Widerstand ist mit 45 Gramm ebenfalls typisch für MX-Red und zählt zu den weicheren Tastern des Herstellers.
N-Key-Rollover
Die Technik hierzu haben wir in diesem Artikel bereits angesprochen. Durch RealKey-Technik und Anbindung jedes Tasters mittels einer einzelnen Leitung an den Controller entfällt das Problem.
Die Prüfung und Verifizierung erfolgt mittels des Utilitys AquaKey. Das Tool erlaubt uns, auf einer simulierten Tastatur alle gedrückten Tasten anzuzeigen. Dabei stellten wir bei mehreren Simulationen keine Probleme fest und können attestieren, dass Cherry hier eben Wort hält.
Office-Einsatz
Eine auf Gaming ausgelegte mechanische Tastatur hat leider nicht selten Schwächen, wenn es um den reinen Office-Einsatz geht. Das ist zumeist bereits bauartbedingt, denn die Tasten der mechanischen Keyboards liegen oft etwas höher als bei typischen, flach gehaltenen Tasten mit Rubberdome-Technik. Gleichzeitig kommen die mechanischen Tasten mit einer deutlich höheren Geräuschkulisse im unmittelbaren Vergleich daher und werden gerne als unangenehm empfunden.
Cherry spielt aber mit dem MX-Board 6.0 als Zwitter. Bei der Bauart und der Entwicklung legt der Hersteller durchaus Wert auf Features für den Office-Einsatz. Damit verzichtet man eben nicht auf den Nummernblock, und man bietet zusätzliche Sondertasten (bereits erwähnt), welche mittels der FN-Taste oder über eine Tastenkombination auch dauerhaft aktiviert werden können.
Unser Blindschreibtest verlief sehr flüssig – etwas ungewohnt zu Beginn, aber stetig besser im Verlauf des Tests. Eine reine Gewohnheitssache, was aber auch auf der Hand liegt. Cherry hat keine der Gaming-Tastenkappen mit besonderer Wölbung oder Ausrichtung versehen, was das Erreichen oder Treffen in diesem Test erschwert. Ohne Handballenauflage ist das MX-Board 6.0 allerdings in diesem Test kaum zu verwenden.
Gaming-Einsatz
Kommen wir zum eigentlichen Einsatzbereich des MX-Boards 6.0. Während Cherry bislang einfach nur einen Spagat zwischen Office-Tastatur mit mechanischen Tasten und möglichem beschränkten Einsatzzweck als Gaming-Tastatur liefert, zielen die neuen Optionen des MX-Boards 6.0 inklusive RealKey-Technik doch definitiv auf den Spieler ab. Aber dennoch nur bedingt, denn so wie Cherry uns erklärt, bleibt es bei einem Puristen-Board. Man arbeite an Hardware, nicht an Software, und so bleiben Makro-Optionen über Software schlicht außen vor.
Als Gaming-Keyboard muss sich Cherrys neuestes Modell in mehreren Spielen beweisen. Typisch sind hier The Elder Scrolls V: Skyrim als mittelschneller RPG-Vertreter, Quake Live als absolut rasanter Online-Shooter und Mortal Kombat X zum Testen von Makrofunktionen – letzteres entfällt eben bei dem heutigen Testkandidaten. Dafür haben wir das Keyboard noch einem ernsten Test in Serious Sam 3: BFE unterzogen.
In Skyrim verhielt sich das MX-Board 6.0 einwandfrei, unsere Befehle wurden ohne spürbare Verzögerung ausgeführt. Die Tests mittels Quake Live und Serious Sam verliefen ebenso reibungslos, etwas wie eine Verzögerung war gemäß den Erwartungen nicht zu spüren. Leider vollbringt die Tastatur keine Wunder und so starben wir mangels Skill trotzdem oft genug in den genannten, extrem schnellen Shootern.
Und hier bleibt für uns eben der Knackpunkt: Wir sind subjektiv auch mit zwei unterschiedlichen Testern nicht in der Lage, den großen Vorteil von RealKey gegenüber hochwertigen Spielertastaturen auszumachen. Die Technik bei Keyboards ist bereits weit vorangeschritten, das Wissen um die Option der NKRO-Probleme und deren teurer, aber simpler Beseitigung mittels Anbindung jedes Tasters über eine eigene Signalleitung ist bekannt. Doch kein Hersteller von Gaming-Peripherie hat ihn bisher beschritten. Dummheit, oder ging es nur um Geldeinsparungen? Oder waren es letzten Endes klar reale Entscheidungen, welche aufzeigten, dass die Vorteile in der Praxis nicht spürbar oder wahrzunehmen sind? Hier bleibt es subjektiv, hier braucht es weitere subjektive Stimmen und Beurteilungen.
Für uns kann das MX-Board 6.0 nur auf dem Papier glänzen.
Tastendruck, Geräuschkulisse und Leistungsaufnahme
Strombedarf/Leistungsaufnahme
Die Werte der Leistungsaufnahme zum Cherry MX-Board 6.0 liefern wir im Laufe des Tages nach. Festzuhalten bleibt, dass die Tastatur mit einem einzelnen USB-2.0-Stecker daherkommt und im Test keinen Port an seine Grenzen trieb und sich damit exakt so verhält, wie die USB-Spezifikation das verlangt.
Tastatur | Strom | Leistungsaufnahme |
---|---|---|
Aorus Thunder K7 | 300 mA | 1,5 Watt |
Corsair Vengeance K70 | 150 mA | 0,75 Watt |
Microsoft Wireless 7000 | 60 mA | 0,30 Watt |
Ozone Strike Battle | 180 mA | 0,9 Watt |
SteelSeries APEX | 470 mA | 2,35 Watt |
Zowie Celeritas | 60 mA | 0,30 Watt |
Die Beleuchtungsstärke wird hier gewisse Unterschiede bei der Leistungsaufnahme mit sich bringen, aber keine neuen Erkenntnisse, welche gegen die Spezifikation sprechen.
Lautstärke/Schalldruck
Wir greifen hier auf die gleiche Methode zurück, wie wir sie schon bei den Gehäuse-Artikeln anwenden, und nutzen das digitale Messgerät Greisinger AZ-8922. Entsprechend arbeiten wir aber auch hier nicht mit einem schalltoten Raum, weshalb die Werte nicht mit den Messungen mit unserer DAAS-USB-Anlage zu vergleichen und die Wertangaben damit eher als „HT4U-Hausnorm“ zu verstehen sind. Die präsentierten Werte entsprechen der dB(A)-Norm, also bezogen auf 1 Meter Abstand. Wir nehmen insgesamt fünf Messwerte auf und mitteln diese danach auf einen einheitlichen Wert.
Tastatur | Lautstärke/Schalldruck |
---|---|
Aorus Thunder K7 | 26,6 dB(A) |
Cherry MX-Board 6.0 | 21,9 dB(A) |
Corsair Vengeance K70 | 26,3 dB(A) |
Logitech MX 5500 | 15,7 dB(A) |
Microsoft Wireless 6000 v2 | 14,7 dB(A) |
Microsoft Wireless 7000 | 14,9 dB(A) |
Ozone Strike Battle | 25,8 dB(A) |
SteelSeries APEX | 15,9 dB(A) |
Zowie Celeritas | 24,7 dB(A) |
Natürlich sind mechanische Tastaturen von Natur aus lauter, als ihre Mitstreiter mit Rubberdome-Technik. Die Techniken mit gummierten Unterlagen dämpfen den Ton eben klar ab und führen zu einer angenehmeren Geräuschkulisse. Die mechanischen Tastaturen geben und nehmen sich hier meist nichts, was die Geräuschkulisse betrifft, wie unsere Tabelle zeigt.
Interessanterweise drückt sich das taktile Verhalten der Cherry-MX-Brown-Taster bei der Ozone Strike Battle hier nicht durch. Auch verhält sich die Cherry-Umsetzung in Form des MX-Boards 6.0 noch sehr angenehm für einen mechanischen Red-Taster. An ein typisches Rubberdome-Verhalten reicht man dennoch nicht heran. Doch der Cherry-Aufbau mit seinen Tastenkappen zeigt sich überraschend leise.
In Anbetracht des Umstandes, dass uns inzwischen alle Cherry-MX-Switches in mehrfacher Ausführung vorliegen, überdenken wir eine zusätzliche Messung der einzelnen Taster auf DAAS-USB im schalltoten Raum. Unsere DAAS-Messanlage bestätigte im Groben allerdings bereits unsere Messwerte des MX-Boards 6.0.
Druckpunkt
Die nachfolgende Tabelle zeigt den von uns ermittelten Druckpunkt. Dabei haben wir schlicht mit Feingewichten gearbeitet, um diesen relativ genau ermitteln zu können. Auf das Gramm genau wollen wir uns aber auch nicht festlegen, da wir von einem einzelnen Muster sprechen (Toleranzen können auch hier vorhanden sein – bei Material und Schalter), dazu aber auch die Lage der Finger einen erheblichen Unterschied ausmachen könnte.
Tastatur | Druckpunkt |
---|---|
Aorus Thunder K7 | 38 Gramm |
Cherry MX-Board 6.0 | 42 Gramm |
Corsair Vengeance K70 | 36 Gramm |
Logitech MX 5500 | 59 Gramm |
Microsoft Wireless 6000 v2 | 58 Gramm |
Microsoft Wireless 7000 | 58 Gramm |
Ozone Strike Battle | 41 Gramm |
SteelSeries APEX | 57 Gramm |
Zowie Celeritas | 43 Gramm |
Der Auslösepunkt bei der Strike Battle liegt bei unserem Testmuster bei 41 Gramm, jener des Cherry MX-Boards 6.0 bei 42 Gramm. Die typische Angabe bei Cherry MX-Red und -Brown liegt bei 45 Gramm Federwiderstand und bei 55 Gramm im Hinblick auf den typischen Auslösepunkt.
Da liegen unsere Messwerte dann allerdings deutlich drunter, was sich trotz mehrfacher Messungen bestätigte. Schwankungen in der Tasterfertigung können eine erhebliche Rolle spielen. Der Blick auf die Cherry-MX-Red-Vertreter zeigt dies auch, was aber letzten Endes in geringem Maße auch noch mit den Tastenkappen zusammenhängen kann. Bislang gibt es vom Hersteller Cherry zu diesen Umständen kein Statement, allerdings erklärte man uns ebenfalls überzeugt, dass die Reaktionszeit eines MX-Tasters vermutlich bei zirka 1 Millisekunde liegt. Wegen Fertigungsschwankungen beruft man sich wohl lieber auf einen entspannten Wert von unter 5 Millisekunden.
Interessant ist der Umstand, dass die Rubberdome-Variationen teils deutlich höhere Druckpunkte benötigen. Hier stellt sich der mechanische Taster als vorteilhafter heraus, wenngleich die Geräuschkulisse – wie oben beschrieben – eben lauter dargestellt wird.
Fazit
Kriterien | Cherry MX-Board 6.0 |
---|---|
Verarbeitung | ++ |
Kompatibilität | ++ |
Ergonomie | + |
Handhabung Office | ++ |
Handhabung Spiele | + |
Zusatzoptionen Tasten (ohne Software) | + |
Software | / |
Lieferumfang | + |
Preis | – |
Eine puristische Gamer-Tastatur mit revolutionärer Technologie. Das möchte das MX-Board 6.0 gern sein. Das ist Cherry auch größtenteils gelungen, einige Macken hat das neue Keyboard aber doch. Fangen wir aber bei den Pros an.
Die Tastatur ist schlicht gehalten und nicht verspielt, wirkt jedoch trotzdem sehr edel, bedingt durch das Aluminiumgehäuse, welches gleichzeitig sehr solide daherkommt. Die Verarbeitung ist Cherry-typisch sehr gut, und optisch macht die Tastatur mit ihrer roten Beleuchtung und der gummierten Handballenauflage ordentlich was her. Das im Lieferumfang enthaltene Handbuch ist mehrsprachig, in ausreichend großer Schrift gedruckt und lobenswert ausführlich. Als kleines Extra gibt es noch eine Stoffhülle für das Keyboard. Letzteres dürfte aber sekundär sein. Die 6.0 kommt ohne Software daher und ist sofort nach dem Anschluss uneingeschränkt einsatzbereit.
Und damit sind wir auch schon bei den Mankos. Wir starten vielleicht erst einmal mit dem Preis von stolzen 189 Euro – erste Geizhals-Listungen spechen bereits von 176 Euro. Das stimmt auf den ersten Blick aber nicht versöhnlich. Für Puristen waren bislang die Cherry-MX-Boards der Reihe 3.0 ein echter Geheimtipp. Preislich bewegt man sich um die 50-Euro-Grenze, Software gibt es nicht, und nur bedingtes NKRO. Eine Tastatur fürs Leben eines Puristen – vermutlich.
Das MX-Board 6.0 will aber nicht mehr in diese Schublade. Cherry will zeigen, dass man eben weiterhin der Tastaturhersteller ist, welcher technisch auch anderen Dingen nachgeht, sie durchdenkt und dann in der Praxis realisiert. Das hat zur Folge, dass die RealKey-Technik des MX-Boards 6.0 erst einmal einzigartig bleibt und dass die Herstellung teuer ist. Damit erklärt sich der hohe Preis von 189 Euro, welchen Cherry als UVP ausgerufen hat. Darüber hinaus hat Cherry intern noch nicht entschieden, ob man die Technik lizenzieren, also anderen Partnern gegen Entgelt zur Verfügung stellen wird.
Doch Cherry pokert auf einem verdammt hohen Niveau mit dem MX-Board 6.0. Die Preisgestaltung sieht den Toplevel-Preis einer High-End-Gaming-Tastatur vor. Und dort bieten die typischen Modelle eben noch ein Stück weit mehr über ihre Software mit Makrofunktionen wie auch einstellbare RGB-Beleuchtungen in zig verschiedenen Farben. Cherrys Gegenargument: 1 Millisekunde Reaktionszeit – auf dem Papier und in einer Marketing-Folie. Wichtiger ist aber dann wohl die Praxis, und dort kann das MX-Board 6.0 nun subjektiv nicht überzeugen, denn der Vorteil der Reaktionszeit ist überhaupt nicht wahrzunehmen, seinen Preis vielleicht aber technisch wert. Das Empfinden ist allerdings subjektiv, und hier lassen wir uns gerne überraschen, ob andere Tester subjektiv zu einem anderen Resultat gekommen sind.
Tag X für Cherry und das MX-Board 6.0 ist angebrochen – an einen Verkaufsschlager glauben wir aber eher nicht. An den Geheimtipp für Profispieler allerdings auch nicht.
Artikel-Anhang
Testumgebung
Software:
- Windows 7 64-Bit, inklusive aller Updates
- Intel Chipsatz-Treiber 9.2.3.1022
- DirectX 9.0c (Juni 2010 Update)
- Audiotreiber (Windows-7-integriert)
- ASUS AI-Center-II-Treiber für Marvell-Caching-Funktion
Bei den Maustreibern kommen selbstverständlich die Windows-USB-Treiber zum Einsatz. Bei der Hersteller-Software für Tastatur oder Maus setzen wir auf die letzte verfügbare Version des Geräteherstellers, sofern im Artikel nichts anderes erwähnt oder erklärt wird.
Hardware:
Testsystem
Die wichtigsten Komponenten stellen sich wie folgt dar:
- Prozessor: Intel Core i5-4690K (HT4U-Test / Amazon / Caseking)
- Mainboard: MSI Z97 Gaming 7 (Amazon / Caseking)
- Hauptspeicher: 8 GByte DDR3-1600 Kingston Grey (Amazon / Caseking)
- Grafikkarte: MSI GeForce GTX 970 Gaming 4G OC (HT4U-Test / Amazon / Caseking)
- Gehäuse: Corsair Graphite 760T (HT4U-Test / Amazon / Caseking)
Sprechen wir klare Worte: Das gezeigte System ist nun wirklich nicht im Bereich Low Cost einzuordnen, und möchte man nur die Komponenten CPU, Hauptspeicher, Grafikkarte und Mainboard wechseln, muss man dummerweise bereits einen Betrag zwischen 800 und 900 Euro in die Hand nehmen. Damit ist man allerdings gerüstet für all das, was kommen mag – außer für den Sonderfall „scheiße programmiert“!
Als Speichermedium kommt eine Seagate-Festplatte mit 3 Terabyte Kapazität zum Einsatz. Das Boot-Medium des Systems (und die Basis für Spiele) setzt aber auf eine SSD mit 1 Terabyte Kapazität auf – eine Samsung 840 EVO.